Regionalisierung

Emissionen im Transport: Die Masse macht’s - und die Entfernung

Regionalität als Schlüssel zur Emissionsreduktion für eine zukunftsfähige Bauwirtschaft.

Ökologische Nachhaltigkeit ist ein Kernelement einer zukunftsfähigen Bauwirtschaft, und Regionalität kann hierfür einen entscheidenden Beitrag leisten. Der Grundgedanke ist einfach, aber wirkungsvoll: Kürzere Transportwege bedeuten weniger Ressourcenverbrauch, niedrigere Emissionen und letztendlich auch geringere Kosten. Besonders in der Baubranche, die enorme Materialmengen bewegt, können regionale Bezugsquellen einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Ein klassisches Einfamilienhaus in Massivbauweise bringt es auf ein Gewicht von 200-300 Tonnen, und auch in Holzständerbauweise werden erhebliche Materialmengen bewegt und verbaut. Zusätzlich wird oft Aushub abtransportiert, wobei der Großteil dieser Transporte per LKW erfolgt.

Carboncare.org: Ein Werkzeug für nachhaltige Berechnungen

In diesem Kontext erweist sich die Website "Carboncare.org" als äußerst nützlich. Die Plattform bietet einen CO2-Emissionsrechner, der die Berechnung von CO2-Emissionen gemäß der ISO 14083:2023 ermöglicht. Diese Norm legt die Regeln zur Berechnung der CO2-Emissionen durch Transport- und Logistikaktivitäten fest und ist ein wichtiger Leitfaden für Unternehmen, um ihre Klimaschutzanstrengungen zu bewerten und zu optimieren.

Eine Faustformel, die sich aus den Berechnungen ableiten lässt, besagt, dass der Transport einer Tonne über 100 km mit dem LKW (40t, ausgelastet) etwa 5 kg CO2-Emissionen verursacht oder 50 g/km/t. Werden kleinere Fahrzeuge gewählt oder die Ladekapazitäten nicht ausgelastet, was üblich ist, kann leicht das Doppelte anfallen, also etwa 10 kg emittiertes CO2. Dies ermöglicht es, den Einfluss von Transportwegen auf die Umwelt besser zu verstehen und gezielt zu reduzieren.

Anwendung der Faustformel am Beispiel Lehm und Baustroh

Betrachten wir Lehm als Baumaterial, welches auf unseren Modulen als Putzoberfläche zum Einsatz kommt: Der nächstgelegene Hersteller befindet sich 205 km entfernt. Der Transport von 11 Tonnen Lehm für ein Einfamilienhaus (Annahme: alle Wände werden innenseitig mit Lehm verputzt) verursacht etwa 214 kg CO2, wenn wir beim nächstgelegenen Hersteller (Schleusner) einkaufen. Im Vergleich dazu liegt der zweitnächste Hersteller (Claytec) bereits 670 km entfernt, was zu 680 kg CO2-Emissionen durch den Transport führt. Die Einsparung von Transportwegen kann erhebliche Auswirkungen haben, insbesondere bei schweren Baustoffen wie Lehm. Zudem ist bei diesem die Verfügbarkeit bisher nicht flächendeckend gegeben, und es gibt lediglich drei Produzenten in Deutschland. Dabei ist der Rohstoff in den meisten Regionen reichlich vorhanden, ähnlich wie Kies, der vielerorts "vor der Haustür" verfügbar ist. Das Problem liegt jedoch darin, dass es an ausreichenden Aufbereitungsanlagen mangelt, um diese lokal verfügbare Ressource zu nutzen.

Für Baustroh ist der Markt noch weniger entwickelt, deutschlandweit wird die Qualität, welche wir verbauen, nur von einem Hersteller produziert. Dadurch ergibt sich eine Transportentfernung von über 800 km. Auch deshalb arbeiten wir bereits mit mehreren Partnern daran, eine Baustrohherstellung in unserer Region zu etablieren.
Die Verwendung von regionalen Ressourcen und die Reduzierung von Transportwegen sind somit nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft, wenn man die Transportkosten betrachtet. Eine bewusste Entscheidung für Regionalität in der Bauwirtschaft trägt aktiv dazu bei, die ambitionierten Klimaziele zu erreichen und die Umweltauswirkungen dieser Branche zu minimieren. Und der Verzicht auf schwere Massebaustoffe, wo möglich. Wer anstatt von Klinker oder Stahlbeton auf leichtere Alternativen wie Holz und Stroh oder Holzfaserdämmung setzt, spart schon allein durch die geringere Masse ordentlich.

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Das Projekt "Cluster zukunftsfähige Bauwirtschaft MV" ist gefördert aus dem europäischen Sozialfonds und

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